Die Gestalter im Handwerk – Bronzegießerei und Holz- und Steinbildhauerschule München

Am vergangenen Montag sind die FOS 11 und 12 des Gestaltungszweiges zur Besichtigung einer Kunstgießerei und der Holzbildhauerschule nach München gefahren. In der Woche vor der Exkursion haben wir im Unterricht kleine Wachsfiguren modelliert. In der Gießerei wurde uns nun erklärt, wie aus unseren Figuren echte Bronzestatuen werden.

Die Gießerei verwendet ein Wachsausschmelzverfahren. Aus dem Modell des Künstlers wird mittels eines Silikonnegativs und eines Gipsaufbaus eine Wachsfigur hergestellt. Diese Wachsfigur wird ausgestopft und mit sogenannten Angusskanälen und einem Trichter versehen. Durch das Ausschmelzen der Wachsfigur kommt es zur sogenannten „verlorenen Form“.

Die Figur mit den Angusskanälen wird in einem Tongemisch versenkt und dieses wird gebrannt, dabei gehen das Wachspositiv und die Angusskanäle, die ebenfalls aus Wachs bestehen, „verloren“, daher der Name. Nach dem Abkühlen der Tonform kommt der, auch für uns, spannendste Moment: Das Gießen der Bronze.

Die Bronze ist auf 900°C erhitzt und vergleichbar mit Lava. Die Hitze in der Gießerei ist vergleichbar mit einem sehr warmen Sommertag, während man in der Sonne steht. Doch sobald sich der Ofen, in dem die Bronze erhitzt wird, öffnet, ist es eher als würde man neben einem offenen Küchenofen stehen oder in ein Feuer blicken. Direkt in den Ofen zu sehen ist fast unmöglich, ohne Angst zu haben, dass es die Augenbrauen wegbrennt.

Ist der Guss nach einigen Tagen ausgehärtet, so wird die Figur sehr sachte mit einem Vorschlaghammer aus der Tonform befreit. Der Stein enthält keinen Tropfen Wasser mehr und ist sehr porös und leicht zerstörbar. Zum Schluss wird die Figur von den Überresten der Angusskanäle entfernt, die Figur wird poliert und bekommt eine passende Farbgebung mittels eines künstlichen Alterungsprozesses. Unsere Figürchen werden wir wahrscheinlich am kommenden Freitag bekommen.

Nach dem Besuch in der Gießerei haben wir die Holzbildhauerschule in München besichtigt und von der kundigen Bildhauerin und Lehrerin der Berufsfachschule, Frau Esther Irina Pshibul, eine sehr informative Einführung in das Berufsbild des Holzbildhauers bekommen.
Die Schule gliedert sich in drei Gesellenjahre mit Fächern wie Fachtheorie, Schrift, Kunstgeschichte und Mathematik.
Wir durften in die Bereiche jedes Jahres einen Blick werfen, ebenfalls ins dritte Jahr, in dem die Schüler sich auf ihr Gesellenstück zum Abschluss vorbereiten.

Das erste Jahr beschäftigt sich zum Beispiel mit einem Faltenwurf oder einer zerdrückten Dose, die modelliert und im Anschluss geschnitzt wird. Parallel dazu wird an einem Eichenblatt mit Frucht modelliert, das dann auch abgegossen werden soll, um erstmals die verlorene Form zu erarbeiten.
Das zweite Ausbildungsjahr arbeitete zur Zeit unseres Besuches mit einer Draperie der Heiligen Elisabeth. Jeder Schüler fokusierte ein anderes Teil der Figur, an dem er arbeitete.

Vielen von uns war dieser Ausflug eine Hilfe beim Finden möglicher Interessenfelder und zukünftiger Jobs. Das Berufsfeld des Gestalters besteht auch heute noch viel aus Handwerk, und zu sehen, wie viele verschiedene Berufe im Handwerk existieren, war definitiv sehr aufschlussreich.